Die kleine Garbo by Bodo Kirchhoff

Die kleine Garbo by Bodo Kirchhoff

Autor:Bodo Kirchhoff [Kirchhoff, Bodo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Verlagsanstalt
veröffentlicht: 2013-09-17T00:00:00+00:00


10

Der Porsche von Ben Meier war ein klassischer 911S Targa mit fauchendem 2,4 Liter-Motor und Fünfganggetriebe, den er nur unter dem Versprechen herausgerückt hatte, daß er die Regie für den Entführungsfilm bekäme, und die Hain hatte ihm dieses Versprechen gegeben: Er könne ja in der Nacht schon Punkte machen und ihren Auftritt festhalten.

Und so saß sie nun am Steuer des bejahrten Targa und kämpfte mit der Schaltung, während der Staatsanwalt auf ein GPS-Gerät sah, von der Polizei zur Verfügung gestellt, nachdem das Telefon der Kleinen in einem nur dreißig mal dreißig Meter großen Quadrat geortet worden war. Das Gerät enthielt Karten sämtlicher Wälder und Seen zwischen der Hauptstadt und dem Nachbarland und schlug auch gleich die Forstwege vor, die zum errechneten Zielpunkt führten (es enthielt aber auch einen Sender, der es dem Sonderkommando leicht machte, dem Porsche mit einigem Abstand zu folgen, in einem Spezialfahrzeug mit Allradantrieb und Lenkhilfe, während der alte 911 auf den verschneiten Wegen den ganzen Mann oder die ganze Frau verlangte). Doch die Hain genoß den Kampf gegen die Mechanik von gestern: im späteren Film das ideale Detail, um auch Männer für den Stoff zu gewinnen. Sie sah diese nächtliche Autoszene schon vor sich, fehlte nur noch der Dialog, also fragte sie ihren Beifahrer, was er nach Dienst so mache, und der Staatsanwalt, mit dem GPS und seinem Handy beschäftigt, kam gleich auf das Ironman-Projekt.

Fünfmal die Woche trainieren – Schwimmen, Radfahren, Laufen. Darauf sie: Und an den zwei anderen Abenden? Darauf er: Samstag Doppelkopf, Sonntag fernsehen. Und die Hain, beim knirschenden Herunterschalten: Was fernsehen sei, wisse sie, aber Doppelkopf, auch ein Sport? Und mit dieser versteckten, an sich harmlosen Frage begann der Dialog aus dem Ruder zu laufen, es folgte nämlich eine ungewöhnlich leichte Erklärung eines hochkomplizierten Kartenspieles, was wiederum eine ungewöhnliche Bitte nach sich zog: ob er das aufschreiben könne, für ein Drehbuch, die ganze Sache hier werde ja kommenden Winter verfilmt, wahrscheinlich ein Zweiteiler. Und der Staatsanwalt war sofort dabei, knüpfte daran aber seinerseits eine Bitte in Form eines Vorschlags: bei dem Film unter Umständen mitzuspielen – am besten sich selbst, sagte er, worauf die Producerin bremste, daß die zwei Geldkoffer von hinten gegen die Sitze flogen; der Porsche drehte sich halb, rammte einen Ast und stand.

Warum nicht? Wenn er den Kerl nachher umhauen würde, das sei Teil zwei ihres Plans – beim Öffnen der Tür sagte sie das, schon einen Fuß im Schnee, dann stieg sie aus und sah sich den Schaden an. Eins der Rücklichter war kaputt, ganz kaputt, und der Kotflügel hatte Schrammen, also würde Meier die Regie kriegen. Sie stieg wieder ein und suchte den Rückwärtsgang, während der Staatsanwalt auf sein Display sah.

Er hatte eine Nachricht bekommen, aus dem Fahrzeug, das ihnen folgte, man erwog dort offenbar andere Lösungen, Geldübergabe nur nach Okay, bitte bestätigen. Er schloß die Faust um das Handy und wandte sich an die Fahrerin, die den Porsche jetzt zurück in die Spur brachte. Als Vertreter der dritten, unabhängigen Gewalt dürfe er gar nicht körperlich eingreifen, die Generalklausel gelte nur für die Exekutive.



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